Aufgaben des Vereins
Straftaten haben viele Ursachen - Gefangenenhilfe hat ein Ziel: Ansporn zu einem Leben ohne Straftaten. Etwa 70.000 Menschen in der Bundesrepublik verbüßen zur Zeit eine Freiheitsstrafe. Sie ist fast immer zeitlich befristet - irgendwann wird der Gefangene entlassen. Die meisten Menschen sind in der Lage, ihr Leben in Freiheit zu bewältigen, ohne mit der Justiz in Konflikt zu geraten. Für die überwiegende Zahl der Verurteilten gilt indes: Dass ein Jugendlicher oder Erwachsener straffällig wird, kann sehr unterschiedliche Gründe haben. Schlechte Startchancen und Bildung, von Eltern vorgelebte Perspektivlosigkeit, der fehlende Arbeitsplatz, finanzielle Probleme, das soziale Umfeld, psychische Erkrankungen und erst recht Suchtmittelmissbrauch sind keine Entschuldigungen, aber regelmäßig eine von vielen Erklärungen dafür, dass jemand straffällig wird. Diese Ursachen können oft schon in Freiheit aus eigener Kraft nicht bewältigt werden und verschärfen sich häufig während der Zeit einer Inhaftierung, wenn vorhandene Wohnung, soziale Bezüge und Beruf verloren gehen.
Straffällig gewordene Menschen haben deshalb in vielerlei Hinsicht Schwierigkeiten und oft nicht nur ein Problem, bei dem sie ganz praktische Hilfe gebrauchen können, zum Beispiel:
Erfolgreiche Wiedereingliederung produziert Sicherheit
Die Resozialisierung des Gefangenen und der Schutz der Allgemeinheit sind gesetzliche Vollzugszwecke. Die Wiedereingliederung straffällig gewordener Menschen ist wirksamer Schutz möglicher Opfer vor Straftaten. Denn soziale und berufliche Integration, Anerkennung und Lebensziele machen am meisten immun gegen Rückfälle. Der Fliedner-Verein unterstützt den Staat mit unkomplizierter Hilfe bei seinem Resozialisierungsauftrag. Wiedereingliederung ist ohne gesellschaftliche Akzeptanz und ohne die Mithilfe engagierter Bürgerinnen und Bürger kaum denkbar.
Die Zeit nutzen
Strafvollzug muss sicher und konsequent sein und dem Gefangenen gleichzeitig vermitteln können, dass man an ihn glaubt und ihn nicht aufgibt. Soziale Kompetenz und andere für ein Leben nach der Entlassung notwendige Fertigkeiten lernt man nicht durch absitzen. Zeit hat hinter Gittern eine andere Dimension. Der Fliedner-Verein Butzbach e.V. ergänzt staatliche Angebote im Vollzug, ohne sie zu ersetzen. Er springt unbürokratisch mit Zwischenfinanzierung ein, wenn gute Ideen und Förderung an schnell verfügbaren Mitteln scheitern. Der „kleine Dienstweg“ ist bei ihm Satzung. Dabei zielt unsere Hilfe auf individuellen Ansporn und nicht auf die Gewährung von Bequemlichkeiten. Wir fördern den, der sich selbst fordern möchte oder aus eigener Kraft nicht voran kommt.
Seit 60 Jahren effektive Hilfe hinter Gittern
Der Fliedner-Verein Butzbach e.V. ist benannt nach dem Gefängnisreformer und Pastor Theodor Fliedner (1800 bis 1864), der sein Leben in den Dienst der Gefangenenfürsorge stellte. Der Verein gründete sich im Jahr 1949 als gemeinnütziger Verein und möchte Gefangenen in den beiden für Erwachsenenvollzug zuständigen Anstalten Butzbach und Gießen Hilfe zur Eingliederung in ein verantwortliches Leben ohne Straftaten bieten, wo öffentliche Mittel fehlen oder zu spät kommen würden. Eine solche effektive Hilfe funktioniert regelmäßig nur dann, wenn sie zeitnah und vor Ort – nämlich bereits im Gefängnis selbst – geleistet wird. Deshalb sind viele der aktiven Mitglieder und des Vorstandes des Vereins unmittelbar im Justizvollzug beschäftigt und unterstützen in enger Zusammenarbeit mit den Leitern der beiden Vollzugsanstalten die Gefangenen bei der sinnvollen Nutzung der Haftzeit und bei der Vorbereitung ihrer Entlassung.
Der Fliedner-Verein Butzbach e.V. ist nah dran - denn er...